Kinder und Trauma
Frühkindliche Belastungen verstehen und transformieren
„Wie aus dem Gold der Kindheit das Blei des Erwachsenendaseins wird“ (Felitti 2003)
Die Kindheit legt den Grundstein für das Erwachsenendasein, doch manchmal wird die Unbeschwertheit der Kindheit zu Frühkindliche Traumata, wie Geburtskomplikationen, Operationen, Vernachlässigung oder Misshandlung, sowie potenziell traumatische Ereignisse im Kontext von Krieg, Verfolgung, Flucht und Migration, können langanhaltende Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung haben.
Traumaarbeit schon bei den Kleinsten: Integrative Bindungsorientierte Therapie (I.B.T.)
Die I.B.T. ist eine bindungsorientierte Methode zur Trauma-Integration bei Säuglingen, Kleinkindern und Vorschulkindern. Sie ermöglicht eine integrative Arbeit direkt mit den Kindern selbst und ihren Bezugspersonen. So können selbst die allerkleinsten Traumata therapeutisch bearbeitet werden.
Mögliche Symptome einer Traumatisierung:
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- Schlafstörungen
- Erhöhte Schreckhaftigkeit
- Regulationsstörungen
- Trennungsängste
- Panisches Weinen
- Plötzliches „Wegtreten“
- Erhebliche motorische Unruhe
- Sich Abwenden von der Bezugsperson
- Vermeiden oder Nicht-Benennen von Gefühlen
Behutsame Herangehensweise: Vorgespräch mit den Bezugspersonen
Ein einfühlsames Vorgespräch mit den Bezugspersonen, ohne das Kind, ermöglicht eine sorgfältige Einschätzung der therapeutischen Notwendigkeit. Hier werden die I.B.T.-Methode ausführlich erläutert und offene Fragen geklärt. Sollten Sie dennoch mehr erfahren wollen, können Sie hier weiterlesen.
Gemeinsame Trauma-Aufarbeitung und Therapie:
Vor der eigentlichen therapeutischen Arbeit mit dem Kind erfolgt die Aufarbeitung des traumatischen Ereignisses gemeinsam mit den Bezugspersonen. Im letzten Schritt wird die Traumatherapie nach der I.B.T.-Methode direkt mit dem Kind durchgeführt, unterstützt von den Bezugspersonen.
Wenn Sie sich Sorgen um die Auswirkungen früher Kindheitsbelastungen machen und nach einer einfühlsamen und effektiven Therapieform suchen, melden Sie sich und wir besprechen dies.
Bisherige Erkenntnisse:
Die Integrative Bindungsorientierte Traumatherapie stärkt nach erfolgreicher Behandlung die Bindung zwischen Bezugspersonen und Kind und steigert damit die Resilienz des Kindes. Wirksamkeit kann nachgewiesen werden (anhaltendes positives Outcome)
- Kurze Behandlungsdauer direkt am Kind (im Durchschnitt 2,5 Sitzungen)
- Ganzheitlicher systemisch bindungsorientierter Ansatz
- Hilfreich ist eine feinfühlige Bindung der möglichst „Trauma freien“ Bezugsperson zur nonverbalen Vermittlung von Sicherheit (Polyvagal-Theorie)
- Das Kind reagiert nur auf eigene Belastungen innerhalb von Sekunden und auf Belastungen, die nur die Bezugspersonen betreffen, deutlich verzögert
- Traumainhalte sind besonders Situationen mit Schmerz und angst
Wie erlebt ein Baby die Schwangerschaft?
- Emotionaler Spiegel der Mutter
- Neurobiologie in der Schwangerschaft
- Polyvagal-Theorie
Frühkindliche Gehirnentwicklung
- Bereits bei der Geburt ist das Gehirn voll funktionsfähig und verfügt über ein komplexes und persönliches Erinnerungsvermögen
- Sie können genau zuhören, Sprache verstehen, auf ihre Weise kommunizieren, Beziehung herstellen,
- Gefühle/ Schmerz empfinden und zeigen
- Sie verfügen über ein Bewusstsein ihrs Selbst
- Vorgeburtliches Gedächtnis
Ergebnisse der aktuellen Gehirnforschung
- Die uns prägendste Zeit ist die Zeit von der Zeugung bis Ende des zweiten Lebensjahres
- Einfluss haben v.a. die Gene, Epigenetik, Schwangerschaft (v.a. Cortisol der Mutter), die ersten zwei Lebensjahre in Bezug auf Feinfühligkeit der Bezugspersonen!
- Das Kind ist in der Schwangerschaft eng an das emotionale Erleben der Mutter gekoppelt
Ab wann können Traumata auftreten?
Pränatale Traumata
- Stress der Mutter (Gewalterfahrungen, eigene Traumata/Belastungen)
- Psychische Belastung/ Erkrankung der Mutter (z.B. Depression, Ängste etc.)
- Ablehnung durch die Mutter, Stress der Mutter
- Abtreibungsversuch, Zwillingstod
- Drogen (Nikotin, Alkohol, Medikamente etc.) Umwelteinflusse
- Emotionaler Spiegel der Mutter mit Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung
- Transgenerationale Weitergabe von Traumata/ Epigenetik
- Bindung beginnt bereits im Mutterleib!
Perinatale Traumata
„Die meisten von uns erfahren nie mehr in ihrem Leben so viel Angst wie bei der Geburt, wenn unser Körper von Stresshormonen geradezu überflutet wird“ (Renggli,2013)
Selbst eine „normale“ Geburt ist an sich schon eine Herausforderung, wenn es dann zusätzlich noch Komplikationen wie bspw. Geburtstrauma, Kaiserschnitt oder einer Frühgeburt kommt, kann dies zu einer perinatalen Traumatisierung führen.
Während der Geburt schüttet der Körper sogenannte Glückshormone aus, die während einer Kaiserschnitt Geburt ausbleiben, oder ein Kind wird vor seiner Zeit geboren und Bonding kann nicht stattfinden.
Postnatale Traumata
In den ersten Lebensjahren ist das Kind besonders auf die Fürsorge der Bezugspersonen
angewiesen
Bindungs-/ Entwicklungstraumata
- Körperliche Misshandlung
- Emotionale Misshandlung
- Vernachlässigung
- Sexueller Missbrauch
- Gewalterfahrungen
- Unfälle, Operationen, schmerzhafte ärztliche Untersuchungen